Kneipp-Gesundheitsvisite 04/2022
Kneipp-Gesundheitsvisite April 2022
Aus Sebastian Kneipps Leben:
So international ist Sebastian Kneipp
Etwa ab dem Jahr 1890 wurde die Kneipp-Bewegung international. Viele Ärzte kamen mit großem Lerneifer und viel Begeisterung für das naturheilkundliche Verfahren zu Sebastian Kneipp nach Wörishofen, studierten hier seine Lehre und gründeten Sanatorien überall in Europa. Besonders die Russen schätzten die Kneipp-Therapie. Überliefert ist ein Bericht aus St. Petersburg, der damaligen Hauptstadt Russlands. „Während die Kneipp-Bewegung in Deutschland nur langsam fortschreitet, entwickelt sie sich in Russland in ganz auffallend günstiger Weise. Der letzte Namenstag Kneipps (20. Januar) wurde von seinen Verehrern in St. Petersburg in hervorragend festlicher Weise begangen. Den Festsaal schmückte ein großes Brustbild des Wasserheros in einem prachtvollen Rahmen mit Lorbeer umkränzt. Gleichzeitig fand eine kleine Ausstellung Kneippscher Spezialitäten statt. Eine Kneippsche Anstalt besteht ebenfalls in St. Petersburg, die bei äußerst günstiger Lage im Zentrum der Residenz einen guten Besuch aufweist und für die Zukunft noch mehr verspricht. Als Gießer hat man sich Herrn Alois Steiner aus Wörishofen verschrieben. Alles deutet darauf hin, dass die Kneippsche Reformbewegung in Russland noch viel von sich reden machen und mit ihren Erfolgen das Heimatland der Bewegung vielleicht beschämen wird.“
Auch in den USA verbreitete sich die Lehre von Pfarrer Kneipp rasch. In der Industriestadt Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin am Michigan See gelegen, setzten sich engagierte Bürger für Kneipp ein. Milwaukee zählte damals bereits über 200 000 Einwohner. Im Bericht einer deutschsprachigen amerikanischen Zeitung von 1893 heißt es: „Der Oberin des St. Joseph Klosters in Milwaukee, welche im vorigen Jahr die Kneippsche Heilanstalt in Deutschland besuchte, entstammt eine Idee, welche jetzt ihrer Verwirklichung entgegengeht. Sie fasste nämlich nach ihrer Rückkehr aus Europa den Entschluss, ein jenem Institute ähnliches in Milwaukee zu gründen. Seitens der Schwestern des Klosters wurden 100 000 Dollar für den Zweck ausgeworfen und vor einigen Wochen vergab man den Kontrakt für den Bau, der in Milwaukee seinen Platz findet. Auch ist bereits ein Schüler Sebastian Kneipps als Direktor der neuen Heilanstalt engagiert.“
In der amerikanischen Metropole New York City fand die Lehre von Pfarrer Kneipp ebenfalls große Beachtung. Louise Marie Schweizer, die frühere Privatsekretärin von Prälat Sebastian Kneipp und Vorsteherin des Statistischen Bureaus für Kneippsches Heilverfahren in Wörishofen, leitete ab 1895 ein Kneipp-Sanatorium in der 127. Straße in New York. Frau Schweizer gab in den USA sogar ein eigenes deutsch-amerikanisches Kneipp-Blatt heraus. Als Buchautorin war sie ebenfalls tätig und veröffentlichte im Jahr 1897 das Werk „Das Kneippsche System für unsere gesunden und kranken Frauen – So soll das Weib leben und sich kurieren“. Im Vorwort schreibt sie: „Die vorliegende Arbeit wurde schon vor mehreren Jahren in Wörishofen auf vielseitiges Ersuchen unter der wiederholten Ermunterung meines hochwürdigen Meisters begonnen, gelangte aber ob der Überlast meiner anderen Verpflichtungen nicht zur Bearbeitung. Meine praktische Thätigkeit hier in Amerika legte mir die Realisierung der Idee neuerdings nahe. Ich kam immer mehr zur Überzeugung, daß die Darstellung des Kneippschen Systems ausschließlich für Frauen thatsächlich ein tief empfundenes Bedürfnis ist.“
Das Nonnenkloster Saint Josephs Convent der Franziskanerinnen In Milwaukee besteht bis heute, jedoch gibt es die Kneippsche Heilanstalt dort nicht mehr. Ähnlich verhält es sich in New York. Auch dort existiert das Kneipp-Sanatorium nicht mehr. Was aus der Kneipp-Einrichtung in St. Petersburg wurde, weiß man nicht. Vermutlich ging sie in den Wirren der russischen Revolution oder als Folge der beiden Weltkriege unter.
Harald Klofat
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